Alter Brauch neu gelebt

Alter Brauch - neu gelebt:
Corona-Flurkreuz für Reckershausen

Seit einigen Wochen füllt ein neues, hölzernes Kruzifix die kleine Lichtung im Heckenstreifen des Feldweges „Soonebach“ – das ist der asphaltierte Wirtschaftsweg vom Industriegebiet „Auf dem Mohr“ Richtung Westen hin gen Kludenbach und Metzenhausen. Dieser Weg ist Teil des Freiherr-von-Drais-Radwegs und viele Radfahrer und Spaziergänger haben sich bereits in der Gemeinde nach dem Erbauer und dem Hintergrund dieses christlichen Kleinods erkundigt. Wir klären Euch auf!

Stifter und Initiator des Kreuzes ist Gottfried Fey mit seiner Familie. Im Gespräch mit dem rüstigen Rentner aus dem Ort haben wir ihn nach der Entstehung und den Hintergründen für das neue Kruzifix befragt.

Gottfried, wie kamst du auf die Idee, ein Holzkreuz zu bauen?

Die Idee hatte ich im Urlaub. Ich gehe gerne in den Bergen wandern und treffe dort oft auf Flur- und Feldkreuze. Im katholischen Bayern oder in den Alpen gehören solche Kruzifixe nicht nur zur Landschaft, dort sind auch oft kleine Kapellchen oder Bilderstöckchen an den Wegen als Zeichen unserer christlichen Kultur und zum Schutz der Passanten. Das finde ich schön und deshalb kam mir in der Vergangenheit schön öfter die Idee, ein solches Flurkreuz auch für Reckershausen zu bauen.  Früher gab es hier viel mehr solcher Kreuze, heute stehen nur noch wenige und die sind schon ziemlich alt.

Du hast dieses Kreuz mit der Widmung „Zum Gedenken an Corona“ versehen. Hat dich letztendlich die Pandemie zum Bau des Kreuzes in diesem Jahr bewegt?

Nein, die Reihenfolge war anders.  Wie schon gesagt ist die Idee schon lange in meinem Kopf. Anfang des Jahres hab ich dann mit der Planung begonnen – da war Corona noch nicht so brisant. Ich wollte ursprünglich einen christlichen Spruch auf das Kreuz setzen, aber als ich dann mit der Arbeit loslegte war Corona das beherrschende Thema – und zwar die gesamte Bauzeit hindurch. Deshalb habe mich erst zum Schluss der Arbeiten dazu entschieden statt eines allgemeinen Gedenkspruchs das Kreuz diesem einschneidenden und historischen Jahr zu widmen.

Wie lange hast Du an dem Kreuz gebaut? Das Schnitzen der Inschrift und der Jesus-Figur hat sicherlich viel Zeit in Anspruch genommen?

Die Figur hab ich gar nicht selbst geschnitzt. Eigentlich ist das Kreuz ein Gemeinschaftsprojekt, an dem viele mitgearbeitet haben. In erster Linie war das meine Familie: Mein Sohn Michael und mein Enkel Justus haben mit mir zusammen in der Werkstatt gestanden und gehobelt, gefräst und gehämmert. Wir hatten aber auch Unterstützung von Bekannten: So hat uns Michael Schönborn, der auch aus Reckershausen stammt und im Niederkumbder Sägewerk arbeitet, die Eichenpfosten für das Kreuz beschafft und zugeschnitten. Die Eichenbretter sind von der Gemeinde, wir haben sie von Helmut Berg, unserem ehemaligen Bürgermeister, bekommen. Die Inschrift hat mein Schwager Paul Heck aus Ravengiersburg geschnitzt und nicht zuletzt hat mir meine Frau im Internet die Jesus-Figur herausgesucht und sie im Schwarzwald bestellt. Es waren also viele Hände am Werk, ich selbst habe in der Summe schätzungsweise ca. 20 bis 30 Stunden in der Werkstatt daran gearbeitet.

Und wer hat die Materialkosten bezahlt?

Das habe ich selbst gezahlt, ich möchte dieses Kreuz der Gemeinde stiften. Wir – also meine Familie und ich – werden auch um das Kreuz herum einen kleinen Ruheplatz mit Bank anlegen und diesen weiterhin pflegen. Dieses Drei-Generationen-Projekt meiner Familie ist mir eine Herzensangelegenheit und ich hoffe, dass sich auch die Allgemeinheit daran erfreut und dieses Kreuz vielleicht sogar – als Zeichen oder Symbol unserer christlichen Tradition – Schutz bietet oder bringt.

Eigentlich sind das schöne Gedanken. Wirst Du noch weitere Feldkreuze aufstellen?

Eines habe ich noch in Planung. Der Radweg von Kirchberg nach Kastellaun, der vom Kappeler Weg aus an den Reckershausener Wald gen Norden hin läuft, hat vor dem Wald auch noch einen schönen Platz für ein Flurkreuz. Dort hat man – wie bei dem jetzt gewählten Platz auch – eine herrliche Sicht über den Hunsrück bis hin zum Soonwald. Wenn es klappt, werden wir dort auch noch ein Kreuz hin bauen…

Gottfried, herzlichen Dank für das Gespräch!

Wer sich für weitere interessante Infos zum Thema Feld- und Flurkreuze interessiert, hier klicken:

Kreuze am Wegesrand - katholisch.de